Die Wetteraussichten können nicht besser sein, also steht unserem Start, Karin, Bärbel, Bernd und mir nichts mehr im Weg. Als Startort haben wir Reit im Winkl gewählt, da wir dort unsere Autos abstellen können. Pünktlich um 10:00 geht es los, vor allem erstmal bergab.

Tag 1 Reit im Winkl – Inzell

Einrollphase durch Reit im Winkl zum Alzbach wie in der offiziellen Tourbeschreibung durch und über herrliches Almgebiet. Am Anfang noch ohne eine Menschenseele - nur wir vier. Seegaterl und Weitsee passieren wir und fahren nun unter Begleitung einiger Mitstreiter, auch E-Motorisierter, zum wunderschönen Röthelmoos auf ein traumhaftes Almengebiet. Auch müssen wir mehreren Einkehrmöglichkeiten widerstehen. Danach werden dann unsere Waden dem ersten Test unterzogen. Es geht ständig bergauf bis wir an eine sehenswerte Schlucht gelangen. Die anschließende Abfahrt verlangt schon einiges, ist aber auch mit unserem sauschweren Rucksack zu meistern. Der folgende Anstieg zum Bündlinghaus ist dann an diesem Tag die ultimative Herausforderung. An der Steinbergalm kommt endlich unsere erste Rast. Auf Asphalt geht es rasend schnell hinunter nach Ruhpolding über einen kleinen Hügel die letzten 10 km zum Etappenziel Inzell.

Tag 2 Inzell – Ramsau

In einer Privatunterkunft gut geschlafen und nach reichhaltigem Frühstück geht es auf die von uns etwas  abgeänderte Route. Anfangs bergauf Richtung Frillensee  - leider nicht ausgeschildert durch ein Waldgebiet - kommen wir bergab schiebend zur Steineralm. Danach wieder flott bergab nach Mauthausen. Richtung Bad Reichenhall an der vielbefahrenen B20 entlang. Fluchtartig verlassen wir diese Ecke und suchen die ursprüngliche Tour Richtung Marzoll. Nun sind wir wieder für uns, auf schönen Waldwegen unterwegs. Vor uns liegt noch der lange Anstieg zur Mordaualm mit erster Schiebepassage. Mit Getränken auf der Alm und einer tollen Aussicht auf den Watzmann werden wir für die Plackerei belohnt. Nur noch bergab am Taubensee entlang geht es zum zweiten Etappenziel Ramsau. Jeder kennt wohl das Kalenderblatt mit Kirche, Brücke und der Reiteralpe im Hintergrund von Ramsau. Wieder in einer Privatunterkunft untergekommen und mit leckerem Abendessen endet dieser schöne Tag.

Tag 3 Ramsau – Maria Alm

Traumhafte Bergwelt und der Nationalpark Berchtesgaden erwarten uns nach dem Start. Über Hintersee/Zauberwald auch schon heftig ansteigend geht es Richtung Klausbachtal. Am Anfang schön flach geht das asphaltiere Stück in eine üble Steigung über. Da dies schon meine dritte Tour über den Hirschbichl ist weiß ich, was auf uns zukommt. Auf der letzten Rille schaffe ich den Anstieg, für mich denkend, das ist das letzte Mal, nie wieder. Wenn dann doch lieber schieben. Oben angekommen überqueren wir die Grenze nach Österreich, um uns anschließend bis auf einer bis zu 30% Abfahrt zu erholen. Auf dem Tauernradweg geht es nun wenig spektakulär Richtung Saalfelden. Nach einer Rast auf einem schönen Platzerl mit Brunnen gehen wir die letzte Steigung des Tages an. Ein breiter Waldweg zieht sich nicht enden wollend  hinauf. Unser ständiger Begleiter, die schön brennende Sonne, macht uns ab hier schon ordentlich zu schaffen. Unser Trinkverhalten ähnelt schon den Kühen auf den Weiden. Oben angekommen werden wir von einem Tourifahrer darauf aufmerksam gemacht, dass die anschließende Abfahrt richtig ruppig ist. Sorgenvoll blickt es uns an und meint wohl, dass wir das nicht schaffen. Wir freuen uns schon auf eine Herausforderung. Leider entpuppt sich seine Warnung  als Waldautobahn hinunter nach Maria Alm. Mit drei Stiegel und einer zünftigen Vesper lassen wir den Tag in der Pension  Anny ausklingen.

Tag 4 Maria Alm – Bischofshofen

Leider hat der liebe Gott die Berge manchmal ganz nah an die Unterkunft gebaut. Heute geht es sofort hinauf auf den Jufensattel. Es ist eine Forststraße, aber ordentlich steil und mit dem guten Frühstück im Magen eine Qual. Eine kurze Abfahrt nach Hinterthal und schon wartet die nächste Prüfung. Eine schöne Rinne, super geeignet zum Schieben wartet auf  uns. Nicht nur die Rinne, auch alle Fliegen, Schnaken und Bremsen erwarten uns. Da es schön warm und feucht ist, passt das Mikroklima vorzüglich. Oben angekommen wird erst einmal ordentlich gekratzt und geflucht. Weiter zum Filzensattel und auf einem sehr schönen Waldweg rollen wir Richtung Dienten mit einer schönen Aussicht auf den Hochkönig. In Dienten fahren wir nicht die geplante Route auf die Wastlhöhe sondern bezwingen den Dientenersattel auf der Passstraße. Vorbei an der Übergossenen Alm geht es rasant hinunter Richtung Mühlbach. Kurz vor Mühlbach geht es wieder auf eine immer steiler ansteigende Forststraße. Schön in der Sonne am Hang entlang mit wunderschönen Ausblicken auf das Tennengebirge, das uns Morgen erwartet. Am am schönsten und am besten sprudelnden Brunnen der ganzen Tour mit dazugehöriger Hütte füllen wir unsere Flaschen auf und fahren oberhalb der Paul Auserleitner Schanze nach Bischofshofen. Leider hat die Turiinfo am Mittwochnachmittag geschlossen und wir werden erst im vierten Anlauf Quatier-fündig. Käsespatzen und die mittlerweile zum Standard gehörigen drei Stiegel verhelfen auch diesem Tag zu einem super Abschluss.

Tag 5 Bischofshofen – St. Martin

Flach an der Salzach entlang startet unsere Etappe. Doch der nächste Anstieg wartet. Von ca. 550 geht es auf 1400 Höhe hinauf und das schön in praller Sonne ohne jeden Schatten. Zwischendurch geht es auch mal bergab, so dass die 100 hm umsonst waren und nochmals bezwungen werden müssen. Wir lassen uns die Laune nicht verderben und meistern auch diese Klippe. Eine schöne Rast mitten im Wald gibt uns neue Kraft und wir fahren unter der Autobahn hindurch nach Eben. Leider haben sich alle Bäckereien gegen uns verschworen und geschlossen. Wir müssen mit etwas ähnlichem vorliebnehmen. Aber es ist nicht mehr besonders weit bis zum Etappenziel. 43 Grad zeigt die Temperatur auf meinem Tacho, als wir den letzten Anstieg zu unserer Unterkunft in Angriff nehmen. Schatten gibt es nicht, jedoch finden wir in der Halmaml eine perfekte Unterkunft. Die beste Sülze meines Lebens gibt mir neue Kraft. Leider gibt es kein Stiegl. Aber wir sind nicht wählerisch und trinken Kaiser.

Tag 6 St. Martin – Scheffau

Bergab in den Ort beginnt unsere 6. Etappe. Wieder tolles Wetter, am Morgen sehr angenehm, aber im Laufe des Tages doch wieder ordentlich heiß. Eigentlich sieht der heutige Etappenplan vom Höhenprofil recht einfach aus. Aber wie wir dann doch feststellen müssen, haben die Planer zwei Mörderrampen eingebaut. Da hilft nur schieben. Aber das gehört bei so einer Tour einfach dazu und man kann sich ja durch die wunderbare Aussicht trösten. Über Annaberg gelangen wir nach Abtenau, dem Platz unserer Mittagsrast auf dem Marktplatz im Schatten. Bis hierher rollt es eigentlich sehr gut, nur die erste Rampe quält uns. Frisch gestärkt geht es über die nächste Rampe nach Scheffau. Unterwegs kühlen wir in eiskaltem Wasser unsere müden Knochen. Aber nur kurz, denn es ist wirklich nur für die Füße möglich einzutauchen. An der Lammer entlang erreichen wir unser Ziel Scheffau. In einem Gasthof finden wir Unterkunft und Verpflegung. Der nächste Tag wartet ja mit der längsten Schiebe- und Tragepassage auf uns. Mein Motto Schieben, Tragen, Fluchen.

Tag 7 Scheffau – Schönau am Königssee

Es gibt für diesen Tag zwei Möglichkeiten nach Schönau zu kommen. Über Hallein auf  die Roßfeldstraße oder durch das Bluntautal über das Torrenerjoch zum Karl v. Stahl Haus mit 300 Höhnenmetern schieben, tragen, fl... Als ganz Harte machen wir natürlich die Bluntautalvariante. Dazu ziehe ich mir noch ein Paar schön grob gestrickte Socken an. Anfangs wieder flach rollen wir ins Tal hinein. Schöne Kurven lassen uns auf  dem Anstieg gut vorankommen, leider kommen auch recht viele von Oben mit dem Rad heruntergeschossen. Also immer schön auf der Seite bleiben. Bald haben wir das Ende der fahrbaren Strecke erreicht. Nochmals Wasserfassen am Brunnen und los geht es mit Schieben. Nach wenigen Metern macht sich auch meine Sockenwahl bemerkbar. Der Anstieg ist schon recht heftig und die Kräfte lassen doch merklich mit jedem Höhenmeter nach. Da die Hütte von unten gut einsehbar ist, hat man das Ziel vor Augen. Nach 1 ½ Stunden haben wir es geschafft. Ich lasse die Schuhe und Socken an, da ich mir die Bescherung nicht ansehen will. Ein kühles Weizen „ohne“ lässt uns die Aussicht auf die Watzmann- Ostwand und die weiteren Berge genießen. Von der Berchtesgadener Seite kommen auch recht viele Radler auf die Hütte, so dass es schon etwas Trubel hat. Allerdings glaube ich, dass die meisten doch hochschieben. Die nächste Abfahrt ist sausteil und der Rucksack hängt über einem. Da ist auch Bergabschieben keine Schande. Leider ist Wochenende d.h. bei diesem Wetter sind  natürlich auch entsprechend viele Wanderer unterwegs und auf der Abfahrt ist höchste Vorsicht geboten. Auch der Untergrund ist sehr rutschig durch Staub und Kieselsteine. Also richtig bergab rauschen ist nicht. Über die Königsbachalm, einen giftigen Gegenanstieg, kommen wir zu einem als Badeteich genutzten Schneeresovier der Jennerabfahrt. Nur noch bergab nach Schönau finden wir in einem alten Bauernhof eine Unterkunft. Nochmal kurz aufs Rad zum Königssee (muss sein) mit vielen Touristen aus Asien, die hier sehr viel aus heimischer Produktion kaufen können.

Tag 8 Schönau – Reit im Winkl

Die Schlussetappe steht an. Abweichend von der offiziellen Route fahren wir über Berchtesgaden den Taubensee nach Schneitzelreuth auf der Bundesstraße B305. Dann weiter auf dem Radweg an der Saalach entlang nach Unken. Hier beginnt der Aufstieg zur Winklmoosalm. Unbarmherzig werden wir gegrillt, das Thermometer zeigt heute 44 Grad. Kurze Mittagsrast im Heutal mit einer stärkenden Suppe. Durch ein Waldstück gelangen wir ohne weitere größere Steigung auf die Winklmoosalm. Rasant geht es die Skiabfahrt zum Seegatterl hinunter. Weiter an der Schwarzlofer entlang nach Reit im Winkl. Der Ort ist wie ausgestorben unsere Ankunft im Ort hätte aber im letzten Moment noch zu einem fatalen Ende geführt. Ein Saubub schießt an einer nicht einsehbaren Kurve vom Gehsteig auf die Straße und hat Bärbel um einen Wimpernschlag verfehlt. Nach diesem Schreck haben wir nur noch den sonnigen Anstieg zu unseren Autos vor uns. Bei Frau Speicher füllen wir unsere Speicher mit Kuchen, Eis und Weizen auf.

Fazit:
Eine sehr schöne Runde, mit toller Natur. Technisch keinerlei Probleme, nur die doch ungewohnten Steigungsprozente machen manchmal zu schaffen. Es muss nicht immer eine Alpenüberquerung sein. Unterkünfte zu finden, ist keine Schwierigkeit, man muss nicht Vorbuchen und man ist so bei der Länge der Etappen flexibler. Empfehlen würde ich einen Gepäcktransport, da der Rucksack schon schwer war. Allerdings nicht störend während der Fahrt. Die Beschilderung ist nicht immer optimal, ein Garmin und Karten sind eigentlich unverzichtbar. Wer es uns nachmachen möchte, kann uns jederzeit ansprechen.

Bärbel, Karin, Bernd, Herbert

Bilder folgen demnächst.

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